50. JAHRESTAG DES ABSOLUTEN MOTORRADWELTREKORDS ÜBER 200MPH 1956-2006
- HEINZ HERZ IN DEN FUßSTAPFEN DES VATERS -
Sporthistorische Ereignisse sind Meilensteine, die man würdigen soll. Aus diesem Grund wollte ich die Leistung meines Vaters, Wilhelm Herz, feiern, der als erster Mensch am 4.8.1956 die 200 Meilengrenze auf dem Motorrad durchbrach.
In Erinnerung an diese Leistung bauten wir den stromlinienförmigen Körper des Rekordfahrzeugs Delphin III analog des 1:5 Original-Modells nach.
Anläßlich des jährlichen BUB-Meetings vom 3.-7. September 2006 auf den Bonneville - Salt Flats, Utah, flogen wir, Peter Held, Winni Ostheimer, mein Sohn Johannes, der Kameramann Freddy Arnold, Gerhard Kaletka und ich nach Salt Lake City. Dort stellte uns Bosch einen 6sitzigen Pickup-Truck und einen geschlossenen Trailer zur Verfügung. Pork Pie alias Thomas Graf aus Deutschland hatte uns einen Kontaktmann, Jim Keeler aus Salt Lake City, vermittelt, dessen selbstlose Unterstützung während unseres gesamten Aufenthaltes uns zu Gute kam. Er löste viele unserer Probleme und war immer ansprechbar. Ihn kennen zu lernen, war eine große Freude für uns und wir sind sehr dankbar dafür.
Nach Zollformalitäten und organisatorischen Problemen stand der Delphin III am 2.9.2006 zum ersten Mal auf dem Salz. Hier begann mein fünfjähriger Traum in Erfüllung zu gehen. Wir wurden von Dennis Manning, dem Veranstalter des BUB-Meetings und seiner Schwiegertochter Delvene herzlich aufgenommen und bevorzugt behandelt, denn die Amerikaner freuten sich über unsere Idee, diesen 50 Jahre zurückliegenden Rekord in einer celebration zu feiern. Am ersten Tag trafen neben Renate und Gerd Bauer, der die Karosserie des Delphins fahrtüchtig fertig gestellt hatte, Renates Sohn, Thomas Scherer mit Familie und sein Freund Ralph Dommer ein.
Am 3.9.2006 erlebten wir einen neuen absoluten Weltrekord durch Rocky Robinson, der nach 16 Jahren die alte Rekordmarke in seinem Ack Attack Streamliner auf 542 km/h erhöhte. Es war uns eine Ehre mit ihm ein Gruppenfoto am Delphin schießen zu können. Jim Keeler fotografierte das Unvergessliche: Unser NSU Delphin neben den modernen Boliden der Gesschwindigkeit, ein Bild vergleichbar mit Großvater und seinen Enkeln.
Der ersehnte Augenblick war der 5.9.2006. Der Delphin stand um 10:00 Uhr bei Meile 3 am Start, 50 Jahre, einen Monat und einen Tag nach dem Weltrekord meines Vaters 1956. Dies war für mich und für meinen Sohn Johannes ein denkwürdiger Moment der Erinnerung an den Vater und Großvater. Johannes und Gerd Bauer schoben den Delphin an und ich befand mich auf dieser legendären Strecke in den Reifenspuren meines Vaters. Ein Gefühl der Entspannung trat ein und mit annähernd 200 km/h fuhr ich in den kritischen, pulvrigen Streckenmittelteil ein, das griffige Fahrgefühl glitt urplötzlich in ein Schwimmen des Delphins hinüber. Ich hatte alle Mühe, den Streamliner auf Kurs zu halten und spürte den Kippmoment des Fahrzeugs so nahe wie nie. Ich erreichte die vorgeschrieben Meile 8, dort spurteten Peter Held und Winni Ostheimer dem auslaufenden Delphin nach, um ihn aufzufangen. Die Spannung fiel von mir ab, gern wäre ich schneller gefahren, doch die celebration hatte Vorrang vor der Eitelkeit.
Am gleichen Tag wurde der zwei Tage alte Land Speed Record überboten. Chris Carr auf dem BUB-Streamliner von Dennis Manning schraubte den Absoluten auf 561,4 km/h. Dass Chris am Tag darauf in meinem Delphin Platz nahm, war wiederum eine Ehre für uns. Sein Kommentar: Its so different.
Am 6.9.2006 war mein zweiter Lauf. Diesmal in Begleitung des Flugzeugs von Thomas Scherer mit unserem Kameramann Freddy, der meine Fahrt aus der Luft filmte. Das Salz, inzwischen durch die Fahrten der Teilnehmer noch weicher geworden, verlangte höchste Konzentration, um die Strecke zu bewältigen. Ich verfehlte durch die Anspannung meinen Auslauf- und Auffangpunkt und war wegen des schmalen Lenkeinschlag gezwungen, einen weiten Turn anzugehen. Peter und Winni versuchten, meinem Turn mit dem Wagen zu folgen und Zufall und Glück ließen es zu, mich in letzter Sekunde aufzufangen.
Gegen Abend begannen wir unser Lager abzubauen, um uns am 7.9.2006 von unseren Freunden in Bonnevile zu verabschieden. Containerbox und Delphin mit allem Werkzeug wurden wieder via Lufthansa nach Deutschland geschickt. Wir packten den Delphin ausgerechnet dort aus, wo er im Original vor 50 Jahren gebaut wurde, inNeckarsulm.
Der SWR zeichnete mit uns am 23.9.2006 eine Sendung im Zweiradmuseum auf, die am 25.9.2006 im SWR3 mit dem Titel Wer war Wilhelm Herz?, eine Dokumentation über meinen Vater, unser Bonneville Abenteuer und meine Bemühungen um die Tradition, ausgestrahlt wurde.
Ich möchte meine herzliche Dankbarkeit gegenüber allen ausdrücken, die dieses Projekt unterstützt haben. Ohne die großzügige Bereitschaft der Sponsoren und die unglaubliche Begeisterung und Mithilfe von Freunden und Motorradsportbegeisterten mit ihrem technischen Wissen und Ideenreichtum, wäre dieses Projekt nicht möglich gewesen. Erwähnen möchte ich besonders: Freddy Arnold, Gerhard Bauer, Renate Bauer, Ruth Bauer, Albrecht Belger, Gerd Caspari, Max Demmel, Ralph Dommer, Helmut Ernst, Andreas Faulstich, Teja Fiedler, Bruno Gerlach, Thomas Graf, Dr. Carl H. Hahn, Carlo Held, Peter Held, Johannes Herz, Heinz Hogenacker, Eberhard Horch, Wolfgang Hustedt, Gerhard Kaletka, Jim Keeler, Matthias Kühne, Kurt Liedtke, Ralph Lüttger, Delvine Manning, Dennis Manning, Matthias Moser, Jürgen Müller, Richard Müller, Dieter Mutschler, Manfred Nord, Winni Ostheimer, Roland Proß, Eberhard Reuss, Thomas Scherer, Willi Schleich, Wolfgang Schneider, Rüdiger Schulte, Günther Sohn, Dan Wright und meine Regina.